1. Formalitäten (vor der Abreise, Bewerbung, Einschreibung, Versicherung)
Die Bewerbung verlief reibungslos, durch das Online-Portal wird jeder Schritt vorgegeben und auch von Seiten der Universität Aarhus wird alles genau erklärt. Da es sich um EU-Ausland
handelt, ist keine Auslandskrankenversicherung notwendig. Aufgrund der unterschiedlichen Währungen ist es sinnvoll, sich über günstige Möglichkeiten zum überweisen zu informieren. Mein deutsches Girokonto bei der Sparkasse hätte hier hohe Gebühren verlangt und auch Paypal kann in so einem Fall teuer werden. Ich habe mich für ein Konto bei Wise entschieden, eine andere Möglichkeit ist Revolut oder das eröffnen eines dänischen Bankkontos. Zu Letzterem gibt die Uni Aarhus auch Tipps. Zum bezahlen vor Ort ist eine Kredit- oder Debitkarte sinnvoll. Wer länger als nur ein Semester bleibt, kann sich überlegen, mobile pay (grob die dänische Version von Paypal) zu verwenden. Hierfür wird allerdings ein dänisches Bankkonto und eine dänische Handynummer verlangt. Ich reiste mit dem Zug an, mit dem Green travel Zuschlag eine günstige, aber mit viel Gepäck auch nervenaufreibende Möglichkeit. In Aarhus angekommen müssen sich alle beim Einwohnermeldeamt registrieren. Der Vorgang wird sehr genau bei der ersten Einführungsveranstaltung erklärt, da muss man sich im Voraus keine Sorgen machen.
2. Unterkunft (Wohnungssuche, Wohnheim oder privat, Preis, Qualität, Tipps)
Ich bin in einer privaten WG untergekommen, der Kontakt wurde mir aber von der Universität vermittelt. Somit hatte ich kein Problem bei der Suche. Auch die meisten anderen internationalen Studierenden, mit denen ich gesprochen habe, haben irgendeine Art von Wohnungsangebot von der Universität Aarhus erhalten. Dies ist aber nicht gewährleistet, es kann also sein, dass man kein Angebot erhält und sich dann selbst kümmern muss. Dann kann es um einiges schwieriger sein, etwas zu finden. Meine Miete war mit 620€ hoch, da es kein offizielles Student Housing der Universität war. Dafür habe ich aber in einem sehr schönen Neubau mit guter Ausstattung und Balkon gewohnt. Aber auch jede Unterkunft, die ich in Aarhus besucht habe, war mehr als passabel bis sehr gut. Die meisten Leute, die ich kannte und auch ich wohnten etwas außerhalb des Stadtzentrums. Deswegen lohnt sich die Anschaffung eines Fahrrads sehr. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten: Das eigene Fahrrad von zu Hause mitnehmen, sich ein billiges Fahrrad auf Facebook Marketplace kaufen (Facebook ist insgesamt Nr. 1 Mesenger und social Media in Dänemark) oder ein Fahrrad bei Refurbish Bike oder Swapfiets mieten. Je nach Wohnlage und sportlicher Motivation kann sich auch ein E-bike lohnen, Aarhus ist nämlich wider erwarten wirklich sehr hügelig, von der Innenstadt zur Uni und dann zu den nördlichen Wohngebieten geht es sehr (!) steil bergauf. Auch für ein Fahrrad spricht, dass die öffentlichen Verkehrsmittel eher teuer sind und kein Ticket von der Universität gestellt wird. Für Menschen, die nicht Fahrrad fahren können/wollen lohnt sich eventuell die anonyme Rejsekort.
3. Lehrangebot, Kurswahl, fachliche Betreuung an der Gasthochschule
Ich habe in Aarhus Geowissenschaften studiert. Vorweg ist wichtig zu erwähnen, dass es nicht möglich ist, mehr als 10 ECTS an einem anderen Departement als dem eigenen zu machen. Das war für mich ungünstig, da mein Studium in Halle (Management natürlicher Ressourcen) interdisziplinär ist und ich gerne mehr Kurse in einem anderen Departement gemacht hätte. Das sollte man unbedingt bei der Kursauswahl im Voraus beachten, da die Universität Aarhus nicht flexibel ist hinsichtlich dieser Regelung. Das Kursangebot war gut, da ich im Frühlingssemester in einem Masterstudiengang eingeschrieben war, war es nicht riesengroß aber durchaus ausreichend. Leider gab es bei meiner Stundenplangestaltung einige Überschneidungen, die mich dazu gezwungen haben, ein paar Module zu belegen, die ich sonst nicht gewählt hätte. Die Betreuung ist sehr gut, die Geowissenschaften sind, wie so oft, ein kleines und damit auch sehr persönliches und zugängliches Departement. In Dänemark wird insgesamt mehr Wert auf ein Verhältnis auf Augenhöhe zwischen Dozierenden/Fachkoordinator*innen usw. und Studierenden gelegt. Wünsche und Feedback werden ernst genommen und alle sind bemüht, eine Lösung für alle möglichen Probleme zu finden. Das zeigt sich auch in den Lehrveranstaltungen: Alle nennen sich beim Vornamen (und die Dozierenden sind auch motiviert, Namen zu lernen), in vielen Veranstaltungen wird explizit nach
Verbesserungsvorschlägen gefragt und diese werden auch angenommen. Im Gegenzug ist man als Student*in das ganze Semester gefordert: In jeden meiner Kurse musste ich zusätzlich zur Klausur noch mindestens zwei andere Studienleistungen erbringen, in manchen Kursen waren sogar wöchentliche Abgaben erforderlich. Das machte das Semester zwar etwas stressiger als in Deutschland, aber dafür war die Klausurvorbereitung nicht so aufwändig, da man eh schon das ganze Semester am Ball geblieben ist.
4. Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen an der MLU
Ich hatte keine Probleme, mir meine Kurse anrechnen zu lassen, habe aber auch nichts fachfremdes belegt.
5. Sonstiges: Wertung, Kritik, Schwierigkeiten, Namen und Adressen von wichtigen Ansprechpartner*innen
Auch im Master hat sich das Erasmus-Semester für mich sehr gelohnt. Aarhus ist eine lebenswerte Stadt für Studierende/junge Menschen/Internationals. Es ist viel los, es gibt viele schöne Orte, auch für den kleineren Geldbeutel. In Dänemark sind sowohl die Studierenden gut organisiert, es gibt viele Veranstaltungen und Aktivitäten an der Universität. Auch Leute, die lieber außerhalb von Uni-Kontexten Spaß haben wollen, kommen auf ihr Kosten: In Dänemark gibt es eine ausgeprägte Volunteer-Kultur: Ob für Festivals, einige Cafés und andere kulturelle Orte: Man kann sich als Volunteer engagieren, meistens ist es dafür auch nicht notwendig, dänisch zu sprechen. Da ich im Frühlingssemester studiert habe, bin ich mitten im Winter in Aarhus angekommen und bis es wirklich Frühling geworden ist, hat es bis in den späten April gedauert. Bis dahin gab es grauen Himmel, Nieselregen und Temperaturen unter 10°C. Und auch in den Sommermonaten war es oft frisch und wirkliches Strandwetter gab es nicht so oft. Für gutes Wetter sollte man also nicht nach Dänemark kommen. Auch die Natur ist nicht das überwältigstende, was die Welt je gesehen hat. Dafür ist der Weg nach Norden kurz und ich war zweimal in Norwegen, das zu jeder Jahreszeit wirklich sehr überwältigend ist.
Meine größte Schwierigkeit im Organisationsprozess war die Tatsache, dass das deutsche Wintersemester und das dänische Frühlingssemester sich überschneiden. Somit musste ich relativ mühselig Sonderlösungen für meine deutsche Klausuren aushandeln und konnte einige Module auch nicht belegen, da eine Online-Prüfung nicht möglich war und ich auch
nicht bereit war, für eine Klausur wieder zurück nach Deutschland zu fahren. Wenn man jedes der Semester mit 30 Punkten belegen will, muss man das gut organisieren und im
Voraus mit beiden Unis absprechen, wie und ob das möglich ist. Mein Tipp: Nicht den Mut verlieren und hartnäckig bleiben, dann ist oft mehr möglich, als einem zunächst gesagt
wird.
Alle wichtigen Ansprechpartner*innen werden in den Einführungsveranstaltungen vorgestellt, ich empfehle also, diese zu besuchen. Es gibt eine allgemeine Einführungsveranstaltung für alle und dann noch Veranstaltungen der einzelnen Fakultäten und Departements, die alle wichtige Informationen bereithalten.
Da Dänemark doch um einiges teurer ist, hier ein paar Adressen für Sparfüchse:
– Billiger Kaffee in der Innenstadt (unter 2€!!): Søndergade 39, 43, 8000 Aarhus Centrum
– Billiges Bier: Friday Bars (davon wirst du auf jeden Fall erfahren, wenn du dort bist)
– Billiges Mittagessen für unterwegs: Veggie-Burger im Supermarkt Føtex, diverse Salate bei Kloster Grønt & Frugt: Klostergade 33, 8000 Aarhus, Mensa in der königlichen Bibliothek (man zahlt pro Teller, nicht pro gramm also: Teller vollmachen und Tupperdose mitnehmen), Containern ist erlaubt in Dänemark, zu empfehlen: Die Tonnen beim Veri-Center im Norden
– Billiges Feiern gehen: als Volunteer anmelden für Festivals im Sommer: Man zahlt mit seiner Arbeitskraft und nicht mit Geld, insgesamt lohnt es sich auf Facebook nach Veranstaltungen aller Art Ausschau zu halten
-Billiger Urlaub: Wenn es das Wetter erlaubt gibt es unzählige Shelter im ganzen Land, in denen man umsonst übernachten kann
Liebe Grüße
eure Lisa Hofmann