1. Formalitäten (vor der Abreise, Einschreibung, Versicherung, Papiere)
Einschreibung
Das Bewerbungsverfahren für den Studiengang M.Sc. Management natürlicher Ressourcen an der MLU begann Dezember 2022 im Studienbüro Geo, Anfang Februar 2023 kam die Zusage über die ERASMUS-Förderung und im April die Nominierung an der Gastuniversität Universidade de Lisboa (ULisboa). Erst Ende Juni kam leider erst auf Nachfrage eine Nachricht von der Gastuniversität, dem Institut für Geographie und Raumplanung (Instituto de Geografia e Ordenamento do Território; IGOT), zur Einschreibung. Anfang August wurde schließlich die Einschreibung bestätigt.
Es gab ein online Portal für die Einschreibung mit Aufgaben, die schrittweise abgearbeitet werden mussten. Das ERASMUS-Büro des IGOTs lieferte die notwendige Anleitung und stand auch für Rückfragen bereit.
Es bestand die Möglichkeit an anderen Fakultäten Module zu belegen, beispielsweise am Sprachinstitut (FLUL) einen Portugiesischkurs, der 75 € kostete. Die ERASMUS-Koordinatorin des IGOTs hat hierzu einen Link weitergeleitet. Der Kurs war sehr gut und ich empfehle ihn weiter. Der Kontakt zum FLUL sollte aber nicht per Studmail erfolgen, leider kamen keine der E-Mails hierüber an. Trotz der hierdurch versäumten Anmeldefrist konnte dankenswerterweise die Teilnahme vor Ort noch geklärt werden.
Visum
Für nicht-EU Bürger:innen ist ein Studierendenvisum in Portugal erforderlich, was bei der portugiesischen Botschaft in Berlin beantragt werden kann. Hierfür sind einige Dokumente erforderlich (für die vollständige Liste, siehe 5.), zu welchen unter anderem Dokumente der MLU (Immatrikulationsbescheinigung), der deutschen Behörden (Aufenthaltstitel, Führungszeugnis) und des Vermieters in Portugal (Wohnungsgeberbescheinigung) gehören. Mit dem Zusammenstellen aller Dokumente sollte unbedingt spätestens ca. 6 Monate vor Auslandsstart begonnen werden. Bis zum Erhalt des portugiesischen Visums sind drei Termine nötig: Beim ersten werden die Dokumente abgegeben und die Gebühr von 75 € gezahlt und dieser muss 2–3 Wochen im Voraus vereinbart werden. Beim zweiten Termin (6–8 Wochen später) muss der Reisepass abgegeben werden, um das Visum anzuheften, was 4–5 Tage dauert. Schließlich kann der Reisepass mit Visum beim dritten Termin mitgenommen werden.
Die Rückmeldung an der MLU ist frühestens am 20. Juni möglich. Anschließend werden 4–8 Wochen bis zum Erhalt des deutschen Aufenthaltstitels benötigt. Ersatzweise reicht für das portugiesische Visum auch eine temporäre Fiktionsbescheinigung, deren Ausstellung ist aber abhängig von der jeweiligen Behörde. Der Beginn von Veranstaltungen am IGOT bzw. der ULisboa im Allgemein ist in den ersten zwei Septemberwochen. Selbst wenn es keine Verzögerungen gegeben hätte mit der Einschreibung, wäre das rechtzeitige Ausstellen des Visums zeitlich extrem knapp gewesen, wenn überhaupt möglich.
Aufgrund von Verzögerungen im Ablauf erhielt ich erst Mitte/Ende Oktober meinen finalen Termin bei der Botschaft in Berlin. Deshalb musste ich visumsfrei als Tourist Anfang September nach Portugal einreisen und unglücklicherweise für die Abholung zurück nach Deutschland reisen, was mitten im Semester war. Das bedingte Kursversäumnisse und beanspruchte zusätzliche Reisekosten. Rückblickend wäre eine Anfrage bei der MLU und dem IGOT zur Möglichkeit einer früheren Einschreibung oder einer anderen Lösung sinnvoll gewesen.
Versicherungen
Zusätzlich zur bestehenden Krankenversicherung, die innerhalb der EU gültig ist, habe ich für den Auslandsaufenthalt beim ADAC eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung und eine Unfallversicherung abgeschlossen. Das war als zusätzlicher Schutz, aber jedenfalls bei der Auslandskrankenversicherung auch notwendig, da für das portugiesische Visum ein Krankenrücktransport erforderlich war. Während des Aufenthalts musste ich jedoch keinen Gebrauch hiervon machen.
Es musste noch eine Studentenversicherung der Gasthochschule in Höhe von 2,03 € gezahlt werden.
2. Unterkunft (Wohnheim oder privat, Preis, Qualität, Tipps)
Bei der Einschreibung war auch eine Bewerbung auf das Wohnheim möglich. Es wurde auf die sehr begrenzte Anzahl der Plätze hingewiesen, trotzdem kam erst Ende August die Rückmeldung. Ich benötigte für das Visum eine Wohnungsgeberbescheinigung (oder einen Buchungsnachweis), deshalb nutzte ich das Buchungsportal Uniplaces für die private Suche. Der Buchungsprozess ist innerhalb von Minuten möglich, jedoch erhebt die Website ziemlich hohe Gebühren für die Wohnungsvermittlung, ca. in Höhe der ersten Monatsmiete und ein Kontakt zum Vermieter war im Vorfeld nicht möglich. Die Fotos waren nicht aktuell und die Angabe „trusted Landlord“ ist ein leeres Versprechen, das angeblich die Seriosität des Vermieters und die Qualität des Mietobjekts bestätigt. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einzug kann das Portal kontaktiert werden und es sollte eine Alternative bereitgestellt werden, falls Angaben nicht stimmen. Die undichte Wohnzimmerdecke und folgenden Fluten bei jedem Niederschlag waren aber erst beim ersten Regen ersichtlich, was leider nicht innerhalb der Frist war. Bei einigen Mitbewohnern war der Deckenschaden auch in den Zimmern. Aufgrund der angespannten Wohnungslage der Stadt war ein Umzug ohne Weiteres nicht möglich. Der Vermieter akzeptierte auch nur Bargeldzahlungen, stellte nur einen Buchsnachweis und keinen Mietvertrag bereit und war nicht zuverlässig. Ich habe mir ein Zimmer geteilt, was den ursprünglichen Preis von 580 € auf 680 € erhöhte, was aber zweigeteilt bei 340 € pro Person erschwinglich war. Der Preis für eine Person wäre über dem Durchschnitt. Ich rate von Uniplaces und dem Fusionshouse (Name der Unterkunft) ab. Die netten Mitbewohner:innen und die sehr gute Lage am Campo Pequeno waren die guten Seiten der Unterkunft.
Als Übergang ist die Jugendherberge empfehlenswert, es gibt zwei Standorte und die Preise und Ausstattung sind absolut in Ordnung. Eine Wohnlage direkt am Institut ist nicht empfehlenswert aufgrund der Flugschneise des städtischen Flughafens, die direkt über dem IGOT verläuft. Nahe am U-Bahnnetz zu wohnen ist vorteilhaft, der restliche Nahverkehr mit Straßenbahnen, aber vor allem Bussen ist sehr gut ausgebaut. Am günstigsten ist es, einen „Navegante“ Ausweis für eine Monatskarte im Nahverkehr zu beantragen, was das größten Tarifbereich abdeckt (siehe 5.).
3. Lehrangebot, Kurswahl, fachliche Betreuung an der Gasthochschule
Die Atmosphäre am IGOT war sehr familiär und freundlich. Dazu trugen die relativ kleinen Kursgrößen mit 15–20 Studierenden und das überschaubare, aber hinsichtlich GIS gut ausgestattete Institut bei.
Für das Studienfach M.Sc. Management natürlicher Ressourcen waren ca. 10 Module relevant und konnten aus den verschiedenen Studiengängen am Institut kombiniert werden. Die Liste der Module und Kursinhalte mit Beschreibung ist online abrufbar und beinhaltet vor allem GIS-basierte Lehrinhalte. Alle Module werden standardmäßig auf Portugiesisch gehalten, wenn internationale Studierende in Mastermodulen anwesend sind, werden manche Kurse im hybriden Format aus Englisch und Portugiesisch angeboten. Bei den B.Sc. Kursen ist das laut der Koordinatorin nicht möglich.
Es wurden nicht alle Module in diesem Semester angeboten oder waren nicht für ERASMUS-Studierende zugänglich. Die endgültige Kurswahl konnte aber problemlos in den ersten zwei Veranstaltungswochen nach Vorlesungsbeginn am 18. September geklärt werden. Die Vorlesungen endeten im Dezember, die Teilleistungen waren über das gesamte Semester verteilt mit den letzten Bestandteilen im Januar. Im Februar hätte es noch die Möglichkeit zur Prüfungswiederholung gegeben.
Ich habe drei Kurse am IGOT belegt und einen Sprachkurs am FLUL. Jedes Modul ist 6 Leistungspunkte wert und es wird relativ viel Selbststudium zur Vorlesung erwartet. Es besteht Anwesenheitspflicht in allen Kursen. Die Module sind sehr anwendungsorientiert und die Noten setzen sich aus mehreren Teilleistungen zusammen. Ich habe die Module „Applied Climatology in Spatial Planning and Management”, „Applied Geomorphology in Spatial Planning and Management” und „Science Communication” belegt. Die ersten beiden wurden sprachlich hybrid angeboten, letzteres komplett auf Englisch. Portugiesischkenntnisse waren nicht erforderlich für das gute Bestehen dieser Kurse. Die Zusammenarbeit mit einheimischen Studierenden in den Gruppenarbeiten war sehr hilfreich und förderte auch den Austausch miteinander. Es gibt eine übersichtliche online Plattform mit Lerninhalten namens Moodle, vergleichbar mit Stud.IP. Die Dozierenden lehrten und betreuten die Module mit großem Interesse am Erfolg aller Studierenden, auch an dem der ERASMUS-Studierenden.
Es sollte auf die Eigenheiten des E-Mail-Systems am Institut hingewiesen werden. Nach Erstellung des Benutzerkontos im Fenix, vergleichbar mit dem Löwenportal, erhält man Zugriff auf Outlook, vergleichbar mit der Studmail der MLU. Jedoch ist die E-Mail-Kommunikation hier nicht zuverlässig und es sollte unbedingt Gmail genutzt werden, das mit den gleichen Logindaten verwenden werden kann.
4. Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen an der MLU
Vor dem Aufenthalt habe ich mit einem der Fachstudienberater meines Studiengangs, Herrn Prof. Dr. Glaser, die Modulanerkennung besprochen. Außer dem Sprachkurs wurden die fachlichen Module problemlos anerkannt: „Applied Climatology“ als „Land System Science 1“, Applied Geomorphology“ als „Land System Science 3“ und „Science Communication“ als „Frei wählbares Modul“. Leider ging jeweils 1 der 6 Leistungspunkte „verloren“ aufgrund des 5-Punkte-Schemas der MnR-Module.
5. Sonstiges: Wertung, Kritik, Schwierigkeiten, Namen und Adressen von wichtigen Ansprechpartner:innen
Die Wohnsituation war durchwachsen, das Leben in Lissabon und das Studium am Institut dafür sehr gut. Das Institut ist meiner Erfahrung nach vor allem für Interessierte von angewandten GIS-Modulen empfehlenswert. Die grüne Stadt Lissabon ist sehr lebhaft und kulturell vielseitig, die Nähe zum Meer steigert die Lebensqualität enorm. Im Winterhalbjahr sind die Strände recht leer, aber Surfen ist noch gut möglich. In allen Teilen Portugals fühlte ich mich immer als Student und Tourist willkommen. Insgesamt war es eine sehr gute Erfahrung und ich bin sehr dankbar dafür am Austauschprogramm teilgenommen haben zu dürfen.
Wichtige Ansprechparter:innen:
MLU
- Astrid Henke, Studienbüro, Institut für Geowissenschaften und Geographie
- Dr. Bruno Glaser, Fachstudienberatung Management natürlicher Ressourcen
Lissabon
- ULisboa
- IGOT
- ERASMUS-Koordinatorin IGOT, Prof. Elisabete Nunes
- Sprachkurs FLUL
- Öffentlicher Nahverkehr
Visum
- Portugiesische Botschaft Berlin
- berlim@mne.pt
- https://vistos.mne.gov.pt/en/national-visas/necessary-documentation/temporary-stay#temporary-stay-visa-for-periods-of-over-3-months-in-exceptional-and-well-founded-circumstances-namely-for-programs-of-study-in-a-certified-institution-student-exchange-unpaid-professional-internship-volunteer-work-or-pursuant-to-wto-obligations-or-those-arising-from-conventions-and-international-agreements-to-which-portugal-is-a-state-party
- Einwanderungsbehörde
Liebe Grüße
euer Ryan Pearson